Playwright vs. Selenium: Überblick und wesentliche Unterschiede
Oktober 9, 2025
Categories: Fachkenntnisse

Automatisiertes Browsertesting ist zu einem unverzichtbaren Bestandteil der modernen Webentwicklung geworden. Da Teams komplexe Anwendungen entwickeln und diese häufig aktualisieren, wird leistungsstarke Testautomatisierungssoftware benötigt, um Qualität und Geschwindigkeit sicherzustellen.
Selenium war über viele Jahre hinweg der Goldstandard in diesem Bereich und trieb unzählige Testsuiten in Unternehmen auf der ganzen Welt an.
In jüngerer Zeit hat Selenium jedoch begonnen, an Boden gegenüber einem neueren Automatisierungstool zu verlieren: Playwright, ein Framework von Microsoft, das aufgrund seines modernen Designs und seiner entwicklerfreundlichen API immer beliebter wird.
Was ist Selenium?
Selenium ist wahrscheinlich das etablierteste Tool im Bereich des automatisierten Browsertestings (im Jahr 2025 berichteten über 35.000 Unternehmen, dass sie Selenium verwenden).
Ursprünglich im Jahr 2004 veröffentlicht, hat es sich zum De-facto-Standard der Branche für funktionales Testen von Webanwendungen entwickelt. Während die meisten aktuellen Tools für automatisiertes Testen ein einzelnes Produkt darstellen, besteht Selenium aus einer Sammlung von Werkzeugen:
- Selenium WebDriver: Die zugrunde liegende API, auf deren Basis Entwickler Testscripte schreiben und mit Browsern kommunizieren.
- Selenium IDE: Ein Record-and-Playback-Tool, das sogar von Nicht-Technikern genutzt werden kann, um einfache Testfälle zu erstellen.
- Selenium Grid: Ein System zum parallelen Ausführen von Tests auf zahlreichen Maschinen, was für umfangreiches Softwaretesten entscheidend ist.
Im Hintergrund basiert Selenium tatsächlich auf dem WebDriver-Protokoll. Es übersetzt Testbefehle in JSON, sendet sie über HTTP an die Browser-Treiber und lässt sie dann im Browser ausführen. Diese Architektur hat sich über Generationen hinweg bewährt, bringt jedoch gewisse Performanceeinbußen mit sich.
Was Selenium auszeichnet, ist seine breite Abdeckung. Selenium unterstützt nahezu alle gängigen Programmiersprachen (Java, Python, C#, PHP und JavaScript) sowie alle wichtigen Browser (Chrome, Firefox, Safari, Edge und sogar Internet Explorer).
Mit zwei Jahrzehnten im Einsatz verfügt es zudem über eine riesige Community, eine umfangreiche Integration in CI/CD-Pipelines sowie eine Fülle an Dokumentation und Tutorials.
Was ist Playwright?
Playwright wurde von Microsoft entwickelt und 2020 veröffentlicht. Es wurde mit Blick auf die moderne Webentwicklung konzipiert, um viele der Probleme zu lösen, mit denen Tester bei der Verwendung von Selenium zur Browserautomatisierung konfrontiert waren.

Architektonisch verfolgt Playwright einen anderen Ansatz. Anstatt das WebDriver-Protokoll und HTTP-Anfragen zu nutzen, kommuniziert es über eine langlebige WebSocket-Verbindung direkt mit den Browsern.
Playwright läuft auf den drei am häufigsten verwendeten Browser-Engines — Chromium, Firefox und WebKit — und zielt somit auf Chrome, Edge und Safari ab. Darüber hinaus bietet Playwright eine solide mobile Emulation sowie experimentelle Unterstützung für das Testen echter Android-Geräte.
Hinsichtlich der Programmiersprachen unterstützt Playwright JavaScript, TypeScript, Python, Java und .NET — also genau die heute am weitesten verbreiteten Entwicklungs-Stacks.
Playwright vs. Selenium: Vergleich der wichtigsten Funktionen
Playwright und Selenium versuchen, dasselbe Problem zu lösen – die Ermöglichung von automatisiertem Browsertesting – allerdings auf ziemlich unterschiedliche Weise. Werfen wir einen Blick auf ihre Unterschiede anhand der Funktionen, die für Entwicklungsteams während des gesamten Softwareentwicklungszyklus entscheidend sind.
Einfachheit bei Einrichtung und Nutzung
Die Einrichtung von Selenium erfordert oft mehrere Schritte. Man muss die passenden Browser-Treiber installieren, teilweise einen separaten Server einrichten und alles so konfigurieren, dass die Testskripte mit dem Browser kommunizieren können.
Diese Flexibilität ist zweifellos mächtig, geht jedoch mit zusätzlicher Komplexität einher – insbesondere für Einsteiger.
Playwright ist von Natur aus einfacher. Nach der Installation lädt es automatisch die benötigten Browser herunter. Es ist keine zusätzliche Server- oder Treibereinrichtung erforderlich, sodass man sofort mit dem Schreiben und Ausführen von Tests beginnen kann.
Für Teams, die schnellen Einstieg und minimale Konfiguration bevorzugen, ist Playwright hier der klare Gewinner.
Sprachunterstützung
Selenium unterstützt nahezu alle wichtigen Programmiersprachen, darunter Java, Python, C#, Ruby, PHP, Perl und JavaScript. Das macht es ideal für Unternehmen, in denen Entwicklungsteams mit unterschiedlichen Technologie-Stacks arbeiten.
Playwright unterstützt weniger Sprachen, konzentriert sich jedoch auf die am weitesten verbreiteten: JavaScript/TypeScript, Python, Java und .NET. Für die meisten modernen Webanwendungen ist diese Liste völlig ausreichend.
Browser- und Plattformunterstützung
Seleniums Browserunterstützung ist unübertroffen. Es funktioniert mit Chrome, Firefox, Safari, Edge und sogar Internet Explorer – was es unverzichtbar für Projekte macht, die weiterhin mit älteren Umgebungen kompatibel sein müssen. Außerdem läuft es auf Windows, macOS, Linux und Solaris.
Playwright unterstützt die drei großen Browser-Engines – WebKit, Firefox und Chromium – was eine starke Abdeckung von Safari, Edge und Chrome bedeutet.
Die Unterstützung für Internet Explorer fehlt, wird jedoch durch eine sehr gute mobile Emulation und experimentelle Tests auf echten Android-Geräten kompensiert. Für die moderne Webentwicklung deckt dies in der Regel alle erforderlichen Szenarien ab.
Geschwindigkeit und Leistung
Einer der größten Pluspunkte von Playwright ist seine Geschwindigkeit. Da es über eine persistente WebSocket-Verbindung mit den Browsern kommuniziert, entfällt viel Hin-und-her, das bei Seleniums WebDriver-Protokoll entsteht, welches Befehle als JSON über HTTP sendet.
Dieser Designunterschied macht Playwright nicht nur schneller, sondern auch effizienter unter realen Lastbedingungen.
Selenium war über Jahre hinweg eine verlässliche Lösung, aber der zusätzliche Kommunikationsaufwand bremst Tests aus – besonders im großen Maßstab.
Testzuverlässigkeit (Flakiness)
Flaky Tests sind für jedes QA-Team ein Albtraum. Bei Selenium müssen Entwickler die Synchronisierung manuell mit expliziten Waits oder Drittanbieter-Bibliotheken handhaben. Wird dies nicht sauber umgesetzt, schlagen Tests unregelmäßig fehl.
Playwright reduziert dieses Problem durch eingebautes Auto-Waiting. Das Framework wartet automatisch, bis Elemente verfügbar sind, bevor es mit ihnen interagiert. Dadurch gibt es weniger Fehlalarme und stabilere Testläufe.
API-Design und Entwicklererfahrung
Seleniums API ist leistungsfähig, kann jedoch recht umfangreich und wortreich wirken. Das Schreiben von Tests erfordert in der Regel mehr Codezeilen, um Wartezeiten und Synchronisationen zu handhaben.
Playwright punktet mit einer modernen, übersichtlichen API. Aktionen wie Klicken, Hovern oder das Ausfüllen von Formularen benötigen weniger Codezeilen. Für Entwickler, die gerne kompakten und ausdrucksstarken Code schreiben, ist Playwright die bessere Wahl.
Community und Ökosystem
Selenium ist seit fast zwei Jahrzehnten auf dem Markt und verfügt über eine der größten Communities im Bereich Testautomatisierung.
Es gibt eine riesige Bibliothek an Tutorials, Bibliotheken und Integrationen mit CI/CD-Tools. Wenn man irgendwo feststeckt, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits jemand eine Lösung gefunden.
Die Playwright-Community ist kleiner, wächst aber sehr schnell. Unterstützt von Microsoft, wird aktiv daran gearbeitet, und moderne Frameworks integrieren es zunehmend.
Erweiterte Funktionen
Das beeindruckendste Feature von Selenium ist Selenium Grid, das verteilte und parallele Testausführungen auf mehreren Maschinen ermöglicht. Das ist besonders hilfreich für große Teams und Enterprise-Testing.
Playwright hingegen bietet eine Reihe erweiterter Funktionen direkt „out of the box“: Screenshots, Videoaufnahmen, Netzwerk-Interception, Geräte- und Geolokationssimulation sowie sogar Zeitzonenmanipulation.
Diese Funktionen erfordern keine zusätzlichen Plugins, was Playwright besonders gut für moderne, funktionsreiche Webanwendungen geeignet macht.

Test Runner & Framework-Integration
Selenium verfügt über keinen integrierten Test Runner, ist jedoch kompatibel mit Frameworks wie JUnit, TestNG, NUnit und Pytest. Diese Flexibilität erlaubt es Teams, den Runner zu wählen, der am besten zu ihrem Workflow passt.
Playwright hat einen integrierten Test Runner und bietet damit einen ganzheitlichen Ansatz für alle, die gerne alles in einem Paket haben. Dennoch ist es weiterhin kompatibel mit Jest, Mocha, Jasmine und Pytest.
Funktion | Selenium | Playwright |
Einrichtung | Erfordert Browser-Treiber und teilweise einen Server; für Anfänger komplexer. | Lädt Browser automatisch herunter; minimale Einrichtung, Tests können schnell gestartet werden. |
Sprachen | Unterstützt Java, Python, C#, Ruby, PHP, Perl, JavaScript — sehr flexibel. | Unterstützt JS/TS, Python, Java, .NET — deckt die meisten modernen Webprojekte ab. |
Browserunterstützung | Chrome, Firefox, Safari, Edge, IE; funktioniert auf Windows, macOS, Linux, Solaris. | Chromium, Firefox, WebKit; starke mobile Emulation, kein IE. |
Geschwindigkeit | Langsamer aufgrund von WebDriver über HTTP. | Schneller dank WebSocket-basierter Kommunikation. |
Testzuverlässigkeit | Manuelle Waits erforderlich; fehleranfällige (flaky) Tests möglich. | Eingebautes Auto-Wait reduziert Flakiness. |
API & Entwicklererlebnis | Umständlich, erfordert mehr Code. | Modern, prägnant, leichter wartbar. |
Community | Große, ausgereifte Community und Ökosystem. | Kleinere, aber schnell wachsende Community. |
Erweiterte Funktionen | Selenium Grid ermöglicht verteiltes Testen. | Screenshots, Videoaufnahmen, Netzwerk-Interception, Geräte- & Geolokationssimulation direkt integriert. |
Test Runner | Kein integrierter Runner; Integration mit JUnit, TestNG, Pytest usw. | Integrierter Runner; außerdem kompatibel mit Jest, Mocha, Jasmine und Pytest. |
Vergleich zwischen Playwright und Selenium: Auf einen Blick
Vor- und Nachteile von Selenium
Selenium ist schon lange auf dem Markt, und genau diese Reife ist einer seiner größten Vorteile. Die Software wird seit vielen Jahren von Tausenden Unternehmen eingesetzt, sodass Mitarbeiter wissen, dass sie mit einem bewährten Produkt arbeiten.
Die Nachteile ergeben sich größtenteils aus dem Alter und der Architektur. Da Selenium über HTTP mit Browsern kommuniziert, laufen Tests oft langsamer als bei neueren Alternativen wie Playwright, die schnellere Verbindungen verwenden.
Tests können zudem weniger zuverlässig sein – es ist bekannt, dass sie bei mangelhafter Synchronisierung zufällig fehlschlagen. Entwickler müssen deshalb häufig zusätzliche Wartezeiten und Timeouts einbauen, um Stabilität zu gewährleisten.
Auch die Einrichtung von Selenium erfordert mehr Aufwand, da Browser-Treiber installiert und teilweise Selenium Grid konfiguriert werden müssen – was insbesondere für Einsteiger herausfordernd sein kann.
Schließlich ist der Code selbst in der Regel umfangreicher als in modernen Frameworks. Das Schreiben und Pflegen von Tests benötigt mehr Zeilen und Aufwand, was es schwieriger macht, Skripte langfristig sauber und übersichtlich zu halten.
Vor- und Nachteile von Playwright
Playwright ist deutlich neuer als Selenium, hat sich aber dank seiner Geschwindigkeit und modernen Architektur schnell einen Namen gemacht. Wie bereits erwähnt, verwendet es eine WebSocket-Verbindung anstelle von HTTP, wodurch Tests spürbar schneller ausgeführt werden.

Doch die Neuheit bringt auch Kompromisse mit sich. Die Community von Playwright ist kleiner als die von Selenium, wodurch es weniger Tutorials, Ressourcen und Drittanbieter-Integrationen geben kann.
Zudem unterstützt Playwright weniger Programmiersprachen, was für Teams, die mit selteneren Technologie-Stacks arbeiten, ein Nachteil sein kann.
Ein weiterer Punkt: Playwright unterstützt keine Legacy-Browser wie Internet Explorer, was es weniger geeignet macht für Projekte, die weiterhin ältere Umgebungen testen müssen.
Wann welches Testautomatisierungstool verwenden: Anwendungsfälle
Welche Automatisierungslösung ist also die richtige — Selenium oder Playwright? Wie so oft hängt die Antwort von den Prioritäten des Teams und der Art der getesteten Anwendungen ab.
Selenium ist wahrscheinlich die bessere Wahl für Organisationen mit etablierten Infrastrukturen und komplexen Technologie-Stacks. Wenn Ihr Team mit mehreren Programmiersprachen arbeitet oder ältere Browser wie Internet Explorer unterstützen muss, bleibt Selenium die sicherste Option.
Seine lange Geschichte und die große Community erleichtern zudem die Ressourcensuche, Problemlösung und Integration in bestehende CI/CD-Pipelines. Für Teams, die Stabilität und eine bewährte Lösung schätzen, bleibt Selenium ein verlässlicher Standard.
Playwright hingegen eignet sich ideal, wenn Sie mit Testautomatisierung neu starten oder den Fokus auf moderne Webanwendungen legen. Es lässt sich schnell installieren, läuft schneller und liefert zuverlässigere Ergebnisse.

Entwickler, die prägnanten und sauberen Code bevorzugen, werden die moderne API schätzen. Teams, die an komplexen Anwendungen arbeiten, profitieren von den erweiterten Funktionen wie Videoaufzeichnung, Screenshots und Geräteemulation — ganz ohne zusätzliche Plugins.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Ist Playwright besser als Selenium für End-to-End-Tests?
Nicht unbedingt. Playwright ist schneller und einfacher einzurichten, während Selenium mehr Programmiersprachen und ältere Browser unterstützt. Die beste Wahl hängt vom jeweiligen Projekt ab.
Kann Playwright Selenium vollständig ersetzen?
Für moderne Webanwendungen kann es das. Wenn Sie jedoch Internet Explorer oder weniger verbreitete Programmiersprachen testen müssen, ist Selenium weiterhin die sicherere Wahl.
Welches Tool ist schneller?
Playwright bietet eine sehr gute Ausführungsgeschwindigkeit. Dank der WebSocket-Verbindung laufen Tests schneller als mit Seleniums älterem WebDriver-Ansatz.
Eignet sich Playwright für Mobile-Testautomatisierung?
Es testet keine nativen mobilen Apps, kann jedoch mobile Browser emulieren und in manchen Fällen Tests auf Android-Geräten ausführen.
Kann ich Selenium und Playwright gemeinsam verwenden?
Ja. Einige Teams nutzen Selenium weiterhin für Legacy-Abdeckung und kombinieren es mit Playwright für schnelle, moderne Webtests.
Welches Testautomatisierungstool hat die stärkere Community?
Selenium gibt es schon deutlich länger, daher ist seine Community größer und bietet viele Tutorials und Tools. Die Playwright-Community ist kleiner, wächst aber schnell und wird stark von Microsoft unterstützt.
Funktionieren beide mit CI/CD-Pipelines?
Ja. Sowohl Selenium als auch Playwright lassen sich problemlos in Systeme wie Jenkins, GitHub Actions oder GitLab CI integrieren.